Online-Sexismus ist ein weit verbreitetes und schädliches Problem, von dem besonders Frauen überproportional stark betroffen sind. Sexismus ist jedoch nicht auf bestimmte Plattformen oder Websites beschränkt - er ist überall im Internet zu finden. Personen, besonders jene, die sich dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, werden im Internet routinemäßig belästigt, herabgesetzt und in einer Weise objektiviert, wie es bei Männern eher seltener der Fall ist.
Und es sind nicht nur Erwachsene betroffen - auch Mädchen und junge Frauen sind regelmäßig sexistischer Behandlung ausgesetzt. Im Rahmen einer Studie, die vom Institut für Jugendforschung im Auftrag von SOS-Kinderdorf und Rat-auf-Draht durchgeführt wurde, wurden im Jahr 2018 insgesamt 400 Jugendliche zum Thema “Sexuelle Belästigung und Gewalt im Internet in den Lebenswelten der 11-18-jährigen” befragt. Die Ergebnisse sind nach wie vor schockierend: 27% gaben an, online mindestens einmal sexuell belästigt worden zu sein, während ein Viertel der Befragten mit intimen Fragen verbal belästigt wurde und 20 % intime Fotos zugesandt bekamen, die sie nicht sehen wollten. Interessant ist auch, dass weibliche Studienteilnehmerinnen 40 % häufiger von sexueller Belästigung bzw. Gewalt im Netz betroffen waren, als männliche Teilnehmer.
Sexismus zeigt sich in zahlreichen Facetten wie Mansplaining, Diskriminierung, Objektifizierung, Bodyshaming, Slutshaming, Mobbing, Stalking, Herabwürdigungen, Bedrohungen, sexuelle Belästigungen und frauenfeindlichen Kommentaren. Das wohl bekannteste Phänomen ist das sogenannte Dick-Pic. Hierbei handelt es sich um das Bild eines männlichen Geschlechtsteiles, das ohne die Einholung einer Zustimmung an EmpfängerInnen übermittelt wird. Viele der Personen, die sich an fairesNetz wenden, haben mit unerwünschten Dick-Pics zu kämpfen. Eine Betroffene beschreibt es so: "Ich bekomme ziemlich viele Dick-Pics auf Snapchat. Auch wenn ich die Person bitte damit aufzuhören hören die meistens nicht auf und es bleibt nicht nur bei Bildern auch Videos bekomme ich."
Sexismus startet aber bereits lange vor dem ersten Dick-Pic. Wirft man einen Blick auf die Kommentare unter Facebook-, Instagram- oder TikTok-Posts, wird klar, dass Sexismus nach wie vor allgegenwärtig ist. Bei fairesNetz gemeldete Hasskommentare beziehen sich gerne auf Äußerlichkeiten (“Du hässliche Sau”), Sexualität ("wirst bisschen wenig gefickt kann das sein?"), Gefühle ("Ey du fotze du bist garnicht lustig du hure ich ficke deine hässliche Mutter nerv ned du schlampe keiner mag dich du hure.") oder sogar das Androhen bzw. Wünschen von geschlechtsspezifischen Gewalttaten ("Ich hoffe du wirst heute richtig vergewaltigt.").
So schockierend diese Aussagen auch klingen mögen, so ist es noch deutlich schockierender, dass Kommentare dieser Art kein Einzelfall sind. Das Statistik-Portal Statista berichtete, dass von den 2.125 in Österreich eingelangten Hassnachrichten ganze 7,6 Prozent dem Sexismus zuzuordnen waren (Zeitraum 2020/21). Auch bei fairesNetz setzt sich dieser traurige Trend fort. Aus allen Anfragen, die einlangen, betreffen etwa 80 % der Meldungen Sexismus, unter dem KundInnen leiden.
Online-Sexismus kann ernsthafte Auswirkungen auf das Selbstvertrauen und das emotionale Wohlbefinden haben und dazu führen, dass sich Personen ausgegrenzt und zum Schweigen gebracht fühlen. Dies wirkt sich letztlich nicht nur negativ auf das Leben der Betroffenen und ihrer Teilnahme an der digitalen Welt aus, sondern überträgt sich durch Stresssymptome auch in ihren regulären Alltag. Zudem bleibt Sexismus im Internet oftmals unangefochten. Es ist jedoch wichtig, dass wir anfangen, Sexismus zu benennen, wenn wir ihn sehen und aktiv, beispielsweise mittels Counter Speech, gegen ihn vorgehen. Nur so kann ein inklusiverer und gerechterer digitaler Raum für alle geschaffen werden.
Und genau das möchte fairesNetz erreichen: Ein inklusiveres und gleichberechtigteres Internet zu schaffen, indem es für von Online-Hass betroffenen Personen die Möglichkeit gibt, diskret und effektiv gegen Hass im Netz vorzugehen. Geschädigte haben nun nicht nur die Möglichkeit, gemeinsam mit fairesNetz und deren PartneranwältInnen rechtlich gegen HassposterInnen vorzugehen, sondern erhalten nach einer ersten Prüfung der Unterlagen eine Direktentschädigung in der Höhe von bis zu 30 Euro. Die geleistete Vorabzahlung wird im Erfolgsfall von dem/der TäterIn getragen. Sollte die Meldung nicht einbringlich sein, so haben Geschädigte die geleistete Vorabzahlung nicht an fairesNetz zurückzuzahlen. -fairesLeben Redaktion
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